Dürrehotspot Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt zählt zu den trockensten Bundesländern. Durch die Klimakrise nehmen Dürren und Extremwetterereignisse zu – so treffen regional veränderte und schwankende Wasserverfügbarkeiten auf höheren Wasserbedarf. Aufgrund jahrzehntelanger menschlicher Eingriffe fehlt der natürliche Wasserrückhalt in der Landschaft. Die Grundwasserstände sinken vielerorts. Um Verteilungskonflikten entgegenzuwirken, ist ein anderer Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser dringend erforderlich.
2040 – Wenn das Wasser knapp wird
Worst Case
Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Ballenrode haben wie viele in der Gegend schon lange keine Arbeit mehr. Doch sie sind geblieben, oft weil sie keine Kraft hatten, um wegzugehen, weil sie noch in geerbten Häusern leben oder günstige Mietverträge haben. Nach der ersten Jahrhundertdürre, die über fünf Jahre andauerte, gaben viele Landwirte auf, die auf den einst fruchtbaren Schwarzerdeböden vor Magdeburg Getreide oder Mais angebaut hatten, auch Felder zu bewässern war längst nicht mehr möglich. Die Angestellten der großen Agrarbetriebe blieben auf der Strecke. Dann fiel die Schifffahrt auf der Elbe weg, weil die Pegel nicht mehr auf einstige Höhen kletterten – und auch die ohnehin wenigen Fabriken und Chemiewerke mussten verlagert werden oder die Produktion einstellen, weil sie größere Mengen Wasser brauchten, um ihre Anlagen zu kühlen oder Papier und Düngemittel herzustellen. Sogar ein Großteil der Touristinnen blieb irgendwann fern, weil die Auen an der Elbe austrockneten, es keine kühlenden Seen oder grüne Erholungsgebiete gab und das Baumsterben im Harz so massiv wurde, dass es gefährlich wurde, dort zu wandern.“
Best Case
An der Elbe haben Ingelheim und ihre Stiftung große Uferflächen wiederbelebt, Auenwälder gepflanzt, Deiche zurückgesetzt. Das gelang, da die Schifffahrt Ende der 2020er-Jahre nahezu aufgegeben wurde. Ein echter Erfolg der Bewegung ist die Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes vor 15 Jahren. Die Reform stellt sicher, dass das Entwässern von Böden verboten wurde, außerdem gibt es nun Vorschriften, wie das Wasser in der Landschaft zu halten ist: mit Regenauffangbecken, einem Verbot von Drainagen, mit denen früher das Wasser aus dem Acker geleitet wurde, einer Bodenbedeckung von Äckern sowie der Bepflanzung mit Hecken und Bäumen auf Freiflächen. Die renaturierten Landschaften haben schließlich viele in der Region davon überzeugt, den Wasserschutz zu unterstützen, auch wenn es dabei nicht in erster Linie um die Landwirtschaft ging. Die profitierte allerdings von der teilweisen Erholung der Grundwasserpegel.“Mit freundlicher Genehmigung: © Götze, S. & Joeres, A.: Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird. 2023 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München, https://www.dtv.de/buch/durstiges-land-26372