Renaturierung: Moor muss (wieder) nass!

Bei der Wiedervernässung werden die Wasserstände im Moorkörper wieder angehoben. So wird der Torfabbau verringert, weniger Kohlenstoffdioxid geht in die Atmosphäre über und das Ökosystem kann sich langsam wiederherstellen.  

Treibhausgase verhindern die Rückstrahlung der von der Sonne stammenden Energie in den Weltraum – und hitzen dadurch die Erde auf. Mooratlas (2023)
Das Umweltministerium kündigt an, bis 2026 zusätzlich 4 Milliarden Euro für natürlichen Schutz des Klimas bereitstellen zu wollen. Reichen wird das nicht. Mooratlas (2023)

Ohne konsequente Wiedervernässung von Moorflächen können die deutschen und europäischen Klimaziele nicht erreicht werden. Die Nationale Moorschutzstrategie und entsprechende Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz sehen vor, bis 2030 die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden um mindestens fünf Millionen Tonnen CO2 Äquivalente zu senken [1]. Um diese Zielstellung auf Landesebene voranzutreiben, wurde in Sachsen-Anhalt die Arbeitsgruppe „Moorbodenschutz“ eingerichtet. Im Zuge dessen wurden im Frühjahr 2023 drei Pilotstandorte für die Renaturierung bekanntgegeben: Cheiner Torfmoor  (Salzwedel), Magdeburgerforth (Jerichower Land) und die Nedlitzer Niederung (Anhalt-Bitterfeld). Diese befinden sich derzeit im Aufbau.

Bei der Wiedervernässung werden die (Grund)Wasserstände der ausgetrockneten Moore  wieder angehoben. Dies geschieht beispielsweise durch den Rückbau der Entwässerungsanlagen (Pumpen, Gräben, Drainagerohe) bzw. den Einbau von Stauvorrichtungen. So wird der Torfabbau verringert, weniger Kohlenstoff geht in die Atmosphäre über und das Ökosystem kann sich langsam regenerieren . Die Wiedervernässung ist ein sehr komplexer Prozess und muss entsprechend der lokalen Gegebenheiten von Einzelfall zu Einzelfall geprüft und geplant werden: Um was für Moortypen handelt es sich? Wie ist das Relief beschaffen? Wie steht es um die Wasserverfügbarkeit? Welche Bewirtschaftung ist geplant? Welche Eigenschaften und Mächtigkeit hat die Torfschicht? Welche Pflanzen- und Tiergesellschaften sind hier angesiedelt? Anhand dieser und weiterer Informationen kommen verschiedene angestrebte Wasserstände und Maßnahmen in Frage.

Trotz der vielversprechenden Vorteile der Wiedervernässung gehen die Prozesse nur sehr schleppend voran. Die Renaturierungen sind kostenintensiv und langwierig, gleichzeitig fehlt es bislang an ausgereiften Perspektiven der Bewirtschaftung nasser Moore und flächendeckender Zustimmung für die Vorhaben. Eigentums- und Nutzungsrechte stellen eine weitere Hürde dar. Um den herausfordernden Prozess der Wiedervernässung erfolgreich zu realisieren, ist ein hohes Maß an politischem Willen und Expertise erforderlich. Es bedarf enger Zusammenarbeit mit Flächeneigentümer*innen, Wasser- und Bodenverbänden, Naturschutzorganisationen und anderen betroffenen Akteur*innen. Da der Großteil der entwässerten Flächen aktuell landwirtschaftlicher Nutzung unterliegt, benötigen insbesondere die Landwirt*innen umfassende und langfristige Unterstützung für die Umstellung. Dabei bedeutet Wiedervernässung nicht zwangsläufig, dass die Flächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können: Paludikultur bezeichnet die klimaschonende Bewirtschaftung nasser Moorböden. (Hier weiterlesen)

Einzelnachweise:

[1] https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/blzv_moorbodenschutz_bf.pdf

Literatur und weiterführende Informationen:

Deutscher Verbund für Landschaftspflege (DVL) (2022): Zusammenarbeit im Moor. Online unter: https://www.dvl.org/uploads/tx_ttproducts/datasheet/DVL-Publikation-Fachpublikation_Zusammenarbeit_im_Moor.pdf

Greifswald Moor Centrum (o.J.): Wiedervernässung und Moorrestaurierung. Online unter: https://moorwissen.de/wiedervernaessung.html

Heinrich Böll Stiftung (2023): Mooratlas - Daten und Fakten zu nassen Klimaschützern. Online unter: www.boell.de/mooratlas

MWU (o.J.): Sachsen-Anhalt plant vorerst drei Pilotprojekte zur Renaturierung von Mooren. Online unter: https://mwu.sachsen-anhalt.de/artikel-detail/sachsen-anhalt-plant-vorerst-drei-pilotprojekte-zur-renaturierung-von-mooren

Politische Ökologie (2022): Moore – Trümpfe in der Klimakrise. Oekom Verlag e.V. Online unter: https://www.oekom.de/ausgabe/moore-80879