Tagebau Profen: Kohle auf Pump
Um im Tagebau in Profen im Süden von Sachsen-Anhalt Kohle fördern zu können, wird ständig Grundwasser aus dem Boden gepumpt. Mit jährlichen Mengen von rund 35 Millionen Kubikmeter ist die zuständige Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) der mit Abstand größte private Wasserentnehmer des Landes.
In Deutschland wird Braunkohle derzeit noch in drei Revieren - dem Rheinischen, Lausitzer und Mitteldeutschem Revier - gefördert. Nach China ist die Bundesrepublik weltweit auf Platz zwei der größten Braunkohleförderer [1]. Zudem wird ein Drittel der gesamten Stromerzeugung des Landes nach wie vor durch Kohle abgedeckt (Stand 2022) [2].
Im Mitteldeutschen Revier auf der Landesfläche von Sachsen-Anhalt befindet sich der Tagebau Profen mit seinen insgesamt drei Abbaufeldern. Von der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) werden hier jährlich bis zu 7 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert [3]. Um die Braunkohle zu gewinnen, wird dafür jährlich zudem noch rund das Vierfache an Abraum entfernt. Die Tagebaulöcher liegen unterhalb des Grundwasserspiegels. Damit die Kohlegruben nicht voll mit Wasser laufen, muss der Tagebau entwässert werden. Mit Hilfe von Brunnen bzw. Pumpen wird dafür ständig Grundwasser abgepumpt. Dieses Abpumpen, in der Fachsprache „Sümpfung“ genannt, verändert den Wasserhaushalt großer Flächen rund um den Tagebau nachhaltig. Ein Großteil der Grundwasserkörper rund um den Tagebau Profen sind z.T. stark übernutzt [4]. Das bedeutet, dass mehr Grundwasser entnommen wird, als sich neu bildet.
Der Konzern erklärte auf Nachfrage, die genauen Entnahmemengen im Tagebau Profen seien betriebsinterne Informationen. Die zuständige Obere Wasserbehörde des Landes Sachsen-Anhalt hat uns die Entnahmemengen jedoch zur Verfügung gestellt. Sie belaufen sich auf jährlich rund 35 Millionen Kubikmeter – eine Wassermenge, mit der man über 10.000 Olympische Schwimmbecken füllen könnte [5]! Damit ist die MIBRAG der mit Abstand größte private Wassernutzer des Landes. Laut der Verordnung über die Erhebung eines Entgelts für die Entnahme von Wasser aus Gewässern für das Land Sachsen-Anhalt (WasEE-VO LSA) sind Grundwasserentnahmen, die dem Bergbau dienen, nicht entgeltpflichtig. Mit anderen Worten: Der Konzern zahlt für die Wasserentnahme keinen Cent. Ein Teil der Gesamtentnahme wird von der MIBRAG jedoch selbst genutzt und unterliegt damit dem Wasserentnahmeentgelt. Der Großteil des geförderten Grundwassers wird lediglich gereinigt und in die Weiße Elster eingeleitet oder zur Füllung und kontinuierlichen Stützung der bereits stillgelegten Tagebaue im Südraum Leipzig verwendet.
Der Tagebau hat den Wasserhaushalt damit langfristig gestört. Allein im Mitteldeutschen Revier beläuft sich das Wasserdefizit auf 1,3 Milliarden Kubikmeter – das entspricht der dreifachen Wassermenge des Geißeltalsees, dem größten See in Sachsen-Anhalt [6]. Es dauert Jahrzehnte, bis sich Grundwasserstände erholen können. Doch mit dem Kohle-Aus hören die Wasserprobleme nicht auf.
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Einzelnachweise:
[1]Clean Energy Wire (2023): Germany’s three lignite mining regions. Online unter: https://www.cleanenergywire.org/factsheets/germanys-three-lignite-mining-regions
[2] Statistisches Bundesamt (2023): Stromerzeugung 2022: Ein Drittel aus Kohle, ein Viertel aus Windkraft. Pressemitteilung 090 vom 9.03.2023, online unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_090_43312.html
[3] MIBRAG (2019): Besucherdokument Profen. Online unter: https://braunkohle.de/wp-content/uploads/2017/07/MIBRAG-Besucherinformation-Tagebau-Profen-2019.pdf
[4] Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (o.J.): Gewässerkundlicher Landesdienst. Online unter: https://gld.lhw-sachsen-anhalt.de/
[5] Landeverwaltungsamt Sachsen-Anhalt Referat Wasser (2023). Antwort auf schriftliche Anfrage der Heinrich-Böll-Landesstiftung Sachsen-Anhalt vom Mai 2023
[6] LMBV (2023): Wasserwirtschaftlicher Jahresbericht für 2022. Online unter: https://www.lmbv.de/wp-content/uploads/2023/05/Wasserwirtschaftlicher-Jahresbericht-2022.pdf
Literatur und weiterführende Informationen:
Heinrich-Böll-Stiftung (2015): Kohleatlas - Weiterleben nur auf Pump. Online unter: https://www.boell.de/de/2015/06/02/natur-weiterleben-nur-auf-pump
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (o.J.): Kohle. Online unter: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/kohlepolitik.html