Völkische Aktivist*innen geben sich meist nicht offen als Rechtsextreme zu erkennen. Zivilgesellschaftliche Akteur*innen reagieren daher häufig unsicher, wenn sie in ihrer Nachbarschaft oder Gemeinde völkische Rechtsextreme als solche wahrnehmen. Mit diesen Handlungsempfehlungen zum Umgang mit völkischen Rechtsextremen in eigenen Umfeld, wollen wir Möglichkeiten zum Handeln aufzeigen. Dieser Artikel ist Teil der Broschüre "Naturliebe und Menschenhass".
Völkische Aktivist*innen geben sich meist nicht offen als Rechtsextreme zu erkennen. Oft wird ihr menschenfeindliches Weltbild durch einen Zufall oder ein Versehen erkannt. Zivilgesellschaftliche Akteur*innen reagieren häufig unsicher und ängstlich, wenn sie in ihrem Umfeld völkische Rechtsextreme als solche erkennen.
Was tun bei Kontakt mit völkischen Rechtsextremen...
… in der Nachbarschaft?
Mit der gezielten Besiedlung ländlicher Räume verfolgen völkische Akteur*innen eine langfristige Strategie. Ihr Gelingen hängt im Wesentlichen davon ab, ob sie ungestört agieren können oder die Zivilgesellschaft rechtzeitig Gegenwehr leistet. Für eine aktive Zivilgesellschaft gibt es einige zentrale Voraussetzungen:
Hinschauen!
Völkische Rechtsextreme agieren meist im Verborgenen und vermeiden es, für die Öffentlichkeit erkennbar zu sein. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch häufig zu Äußerungen oder sonstigen Anzeichen, die auf eine rechtsextreme Einstellung hinweisen. Im Alltag können sie mitunter übersehen und überhört werden. Völkische Rechtsextreme werten ein Schweigen als Zustimmung und fühlen sich bestärkt. Daher ist es wichtig, dass Sie genau hinschauen und im Zweifel nachfragen, wenn Sie eine Aussage oder eine Verhaltensweise irritiert, und eindeutig menschenverachtenden Aussagen deutlich widersprechen.
Informieren!
Selbst wenn es Anzeichen auf eine menschenfeindliche Ideologie gibt, fällt es vielen Menschen schwer, völkische Akteur*innen aufgrund ihres naturverbundenen Lebensstils und ihres Auftretens als rechtsextrem einzuordnen. Mit Ihren Fragen und Unsicherheiten können Sie sich an lokale Bündnisse gegen Rechts oder die Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus wenden. Auf der Homepage des Bundesverbands Mobile Beratung finden Sie eine Übersicht über die Teams.
Vernetzen!
Die Erkenntnis, dass völkische Rechtsextreme im eigenen sozialen Nahraum leben, kann verängstigen und überfordern. Vergessen Sie nie: Sie sind nicht allein! Informieren Sie vertraute Personen und vernetzen Sie diejenigen, die sich mit den völkischen Akteur*innen auseinandersetzen wollen. Tauschen Sie sich über Ihre Erfahrungen mit den völkischen Rechtsextremen aus.
Organisieren!
Zusammen sind Sie stärker! Wenn Sie sich als Gruppe organisieren, können Sie Ihre Ressourcen bestmöglich einsetzen. Klären Sie, was Ihre Ziele sind, was Sie tun müssen, um diese zu erreichen und was sie dafür benötigen. Überlegen Sie sich, welche Werte Sie als Gruppe vertreten möchten und wo für Sie die Grenze zu menschenfeindlichen Äußerungen und Verhaltensweisen verläuft.
Positionieren!
Zeigen Sie den völkischen Rechtsextremen, dass Sie Menschenfeindlichkeit nicht tolerieren und ihre Strategie der schleichenden Landnahme auf Widerstand stoßen wird. Für eine solche Positionierung können Informationsveranstaltungen oder Publikationen hilfreich sein, über eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit können Sie das Thema an weitere Personen herantragen. Wenden Sie sich an zentrale Institutionen vor Ort, wie Verwaltung, Politik, Kirche, Vereine und Bildungseinrichtungen, um diese über die völkischen Aktivist*innen aufzuklären und um Unterstützung zu bitten. Dies ist besonders wichtig, um weitere Grundstückskäufe von Rechtsextremen in Ihrer Region zu verhindern.
Gestalten!
Das wirksamste Mittel gegen Rechtsextremismus ist, ihm eine lebendige Zivilgesellschaft entgegenzusetzen. Überlegen Sie daher gemeinsam, wie Sie sich ein Zusammenleben vorstellen und wie Sie dieses aktiv gestalten können. Dorffeste sowie sportliche und kulturelle Veranstaltungen können menschenfeindlichen Einstellungen eine Absage erteilen und diesen ein klares Bekenntnis zu demokratischen Werten entgegensetzen.
... in Vereinen, Initiativen und Verbänden?
Völkische Rechtsextreme versuchen sich in bestehenden Vereinen, Initiativen und Verbänden einzubringen, um diese nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Diskutieren Sie, mit welcher gesellschaftspolitischen Haltung Sie ihr Engagement verbinden, welche Werte Sie vertreten und grenzen Sie sich von Menschenfeindlichkeit ab. Nehmen Sie entsprechende Klauseln in die Satzungen auf und machen Sie eine Zustimmung zu diesen zum Aufnahmekriterium.
... im beruflichen Kontext?
Völkische Rechtsextreme sind häufig als biologische Landwirt*innen oder Handwerker*innen tätig. Um eine Handhabe gegen rechtsextreme Mitglieder zu haben, sollten Bio-Betriebe daher Ausschlussklauseln in ihre AGBs aufnehmen. Zudem kann im Betrieb gemeinsam ein Leitbild erarbeitet werden, in dem demokratische Werte als Leitprinzipien des Miteinanders verankert werden.
... in Bildungseinrichtungen?
Oft sind die Kindergärten und Schulen der Kinder aus völkischen Familien die einzigen Orte, an denen die Zivilgesellschaft in Kontakt mit völkischen Akteur*innen kommt. Da sich die Mütter oftmals in den Einrichtungen engagieren möchten und dabei meist deren rechtsextreme Einstellung übersehen wird, ergeben sich hier für die Leiter*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen und andere Eltern konkrete Fragen zum direkten Umgang mit völkischen Rechtsextremen und deren Kindern. Als Fachkraft müssen Sie jeden Fall individuell behandeln und eine menschenrechtsorientierte Haltung im Umgang mit den Kindern an den Tag legen. Eltern anderer Kinder sind oft unsicher, wie viel Kontakt sie zu Kindern aus völkischen Familien zulassen möchten. Kinder können jedoch nichts für die Einstellungen ihrer Eltern. Sie können dem Kind einen wertvollen Zugang zur offenen Gesellschaft bieten, indem Sie ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe vorleben.