Rechter Terror und Frauen*Hass

2019 erschoss Stephan B. nach einem missglückten Terroranschlag auf die Synagoge in Halle zwei Menschen und verletzte zwei weitere. Per Video sagte er, dass „der Feminismus“ der Grund für „die sinkenden Geburtenraten im Westen“ sei, die zur Massenimmigration führte und die Wurzel all dieser Probleme sei „der Jude”.
Ob in Utøya, Christchurch, Halle oder Hanau – neben Antisemitismus und Rassismus ist Frauen*hass ein verbindendes Element in der Ideologie rechter Terroristen.

Rechter Terror und Frauen*Hass



Lange kaum beachtet, werden extrem frauen-, homo- und transfeindliche Überzeugungen mittlerweile als potentiell gefährlich wahrgenommen und dementsprechend auch medial thematisiert. Ein Fokus liegt dabei auf einer besonders extremen Gruppierung, den sogenannten Incels. Der Begriff Incel bedeutet Involuntary Celibacy, unfreiwilliges Zölibat. Die Szene besteht mehrheitlich aus jungen heterosexuellen Männern, die sich im Internet anonym vernetzt. Incels glauben, ein natürliches Anrecht auf Sex zu haben, welches sie unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen nicht umsetzen können. Ihr Weltbild ist geprägt von Antifeminismus, Misogynie und Selbsthass. Dies drückt sich zunehmend in tödlicher Gewalt gegenüber Frauen aus.

Das Buch „Frauen*Rechte und Frauen*Hass“ beschäftigt sich u.a. mit dieser Subkultur. Der Vortrag der Mitautorin Eike Sanders (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin, apabiz) beleuchtete die Verbindungslinien zwischen Antifeminismus, Rechtsterrorismus und Männlichkeiten. Im anschließenden Gespräch diskutierten wir, wie das hohe Gewaltpotential bei Incels entsteht und welche sinnvollen Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und Radikalisierung es für eine so anonyme Bewegung eigentlich gibt. Wir übertrugen den Vortrag live auf Facebook und speisten Kommentare und Anmerkungen direkt in die Runde ein. Im Anschluss nahmen wir dieses Interview zusammen mit Eike Sanders auf; für alle die sich den Live-Stream nicht ansehen konnten.